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[[Datei:Gaggia-1948.jpg|200px|thumb|right|Gaggia 1948]]  
 
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Seit Gaggias Patent verwenden fast alle Gastronomiemaschinen einen Kolben, der mit einer starken Feder gespannt wird. Die Ruhestellung des Hebels ist oben. Wird der Hebel nach unten gezogen, bewegt sich der Kolben in der Brühkammer nach oben, spannt die Feder und öffnet den Brühwassereinlass. Beim vorsichtigen Loslassen der Hebels wird der Wassereinlass durch den Kolben geschlossen und dann wird durch die Feder der Druck in der Brühkammer aufgebaut. Ab dem Verschließen der Einlassöffnung kann kein heißes Wasser und damit keine Energie mehr zufließen. Es beginnt die Abkühlung der Gruppe. Auch Thermosiphonmaschinen benötigen meist wieder einen Moment, bis der Thermosiphon wieder anläuft. Handhebelmaschinen haben daher meist eine fallende Temperaturkurve beim Bezug.  
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Seit Gaggias Patent verwenden fast alle Gastronomiemaschinen einen Kolben, der mit einer starken Feder gespannt wird. Die Ruhestellung des Hebels ist oben. Wird der Hebel nach unten gezogen, bewegt sich der Kolben in der Brühkammer nach oben, spannt die Feder und öffnet den Brühwassereinlass. Beim vorsichtigen Loslassen der Hebels wird der Wassereinlass durch den Kolben geschlossen und dann wird durch die Feder der Druck in der Brühkammer aufgebaut.  
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Ab dem Verschließen der Einlassöffnung kann kein heißes Wasser und damit keine Energie mehr zufließen. Es beginnt die Abkühlung der Gruppe. Auch Thermosiphonmaschinen benötigen meist wieder einen Moment, bis der Thermosiphon wieder anläuft. Handhebelmaschinen haben daher typischerweise eine fallende Temperaturkurve beim Bezug.  
    
Der Zeitraum vom Einfließen des Brühwassers bis zum Erreichen des Brühdrucks wird als [[Vorbrühen|Preinfusion]] oder PI bezeichnet und ist eine Eigenschaft jeder Handhebelmaschine. PI bewirkt unter anderem eine gleichmäßige Befeuchtung des Pucks und kann Channeling entgegenwirken. [[Vorbrühen|Preinfusion]] ist  bei Pumpenmaschinen entweder mit apparativem Aufwand (Preinfusionskammer, Pumpenunterbrechung) möglich, oder durch Anschluss ans Festwasser. Im zweiten Fall erfolgt die PI mit Leitungsdruck.
 
Der Zeitraum vom Einfließen des Brühwassers bis zum Erreichen des Brühdrucks wird als [[Vorbrühen|Preinfusion]] oder PI bezeichnet und ist eine Eigenschaft jeder Handhebelmaschine. PI bewirkt unter anderem eine gleichmäßige Befeuchtung des Pucks und kann Channeling entgegenwirken. [[Vorbrühen|Preinfusion]] ist  bei Pumpenmaschinen entweder mit apparativem Aufwand (Preinfusionskammer, Pumpenunterbrechung) möglich, oder durch Anschluss ans Festwasser. Im zweiten Fall erfolgt die PI mit Leitungsdruck.
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Die Entnahme kann über ein Tauchrohr (siehe [[Handhebelmaschinen#Dipper|Dipper]]) oder einen im Kessel endenden Thermosiphon geschehen. Einen im Kessel endenden Thermosiphon haben die [[Bezzera B2000AL|Bezzera B2000 AL]] und die [[Ponte_Vecchio_Lusso]].  
 
Die Entnahme kann über ein Tauchrohr (siehe [[Handhebelmaschinen#Dipper|Dipper]]) oder einen im Kessel endenden Thermosiphon geschehen. Einen im Kessel endenden Thermosiphon haben die [[Bezzera B2000AL|Bezzera B2000 AL]] und die [[Ponte_Vecchio_Lusso]].  
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Der Kessel wird so betrieben, dass Dampf entnommen werden kann. Die massive Brühgruppe hat die Aufgabe, dass heiße Kesselwasser auf Bezugstemperatur abzukühlen.  
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Der Kessel wird so betrieben, dass Dampf entnommen werden kann. Die massive Brühgruppe hat die Aufgabe, dass heiße Kesselwasser auf Bezugstemperatur abzukühlen. Das heiße Kesselwasser und die laufende Abkühlung durch die Gruppe gibt einen typischen Temperaturverlauf: Das Wasser läuft zu heiß ein und wird im Lauf der Preinfusion und des Bezugs stark abgekühlt. Ob dieser Tempreraturverlauf oder der Druckabfall mit fortschreitender Federentspannung für den typischen, weichen Geschmack der Handhebelmaschinen verantwortlich ist, wird immer wieder diskutiert.   
 
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Das heiße Kesselwasser und die laufende Abkühlung durch die Gruppe gibt einen typischen Temperaturverlauf: Das Wasser läuft zu heiß ein und wird im Lauf der Preinfusion und des Bezugs stark abgekühlt. Ob dieser Tempreraturverlauf oder der Druckabfall mit fortschreitender Federentspannung für den typischen, weichen Geschmack der Handhebelmaschinen verantwortlich ist, wird immer wieder diskutiert.   
      
[[Bild:AthenaLeva Hydraulic plan.png|thumb|150px|Zweikreismaschine: Hydraulikplan]]
 
[[Bild:AthenaLeva Hydraulic plan.png|thumb|150px|Zweikreismaschine: Hydraulikplan]]
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Ein Wärmetauscher zur Erhitzung des Brühwassers befindet sich im Dampfkessel.
 
Ein Wärmetauscher zur Erhitzung des Brühwassers befindet sich im Dampfkessel.
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Das Wasser wird mit Pumpe oder Leitungsdruck durch den Wärmetauscher gefördert. Zweikreiser sind thermisch besonders stabil bei laufenden Bezügen, nach Stillstand benötigen sie meist einen cooling flush. Darüberhinaus kann die Verwendung von Frischwasser statt Kesselwasser geschmackliche Vorteile bringen. Aktuelle Vertreter sind Victoria Arduino Athena Leva oder [[Bezzera Strega]]. Die historische [[Brugnetti Aurora]] wurde unter anderem als Zweikreiser gebaut.  
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Das Wasser wird mit Pumpe oder Leitungsdruck durch den Wärmetauscher gefördert. Zweikreiser sind thermisch besonders stabil bei laufenden Bezügen. Darüberhinaus kann die Verwendung von Frischwasser statt Kesselwasser geschmackliche Vorteile bringen. Aktuelle Vertreter sind Victoria Arduino Athena Leva oder [[Bezzera Strega]]. Die historische [[Brugnetti Aurora]] wurde unter anderem als Zweikreiser gebaut.  
    
[[Bild:Lambro-HX.jpg|thumb|150px|offener Wärmetauscher der Faema Lambro]]
 
[[Bild:Lambro-HX.jpg|thumb|150px|offener Wärmetauscher der Faema Lambro]]
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* Elektrische Brühgruppenheizung
 
* Elektrische Brühgruppenheizung
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Bei sehr vielen Maschinen wird die Brühgruppe über den Kesselflansch beheizt, wie z.B. [[Astoria_Perla_Al_1GR|Astoria Perla Leva]], [[La_San_Marco_Leva|LSM Leva]], [[Izzo Pompei]], [[Izzo Alex Leva]], [[Pavoni|La Pavoni]], [[Ponte_Vecchio_Export]], [[Olympia Cremina]]. Auch die Brühgruppe des Zweikreisers [[Brugnetti_Aurora]] wird so beheizt.   
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Bei sehr vielen Maschinen wird die Brühgruppe über den Kesselflansch beheizt, wie z.B. [[Astoria_Perla_Al_1GR|Astoria Perla Leva]], [[La_San_Marco_Leva|LSM Leva]], [[Izzo Pompei]], [[Izzo Alex Leva]], [[La Pavoni]], [[Ponte_Vecchio_Export]], [[Olympia Cremina]]. Auch die Brühgruppe des Zweikreisers [[Brugnetti_Aurora]] wird so beheizt.   
    
Maschinen mit Thermosiphon sind z.B. [[Londinium_I|Londinium L1]], die historische [[Faema Lambro]] und die kleine [[Ponte_Vecchio_Lusso|Ponte Vecchio Lusso]].  
 
Maschinen mit Thermosiphon sind z.B. [[Londinium_I|Londinium L1]], die historische [[Faema Lambro]] und die kleine [[Ponte_Vecchio_Lusso|Ponte Vecchio Lusso]].  
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Astoria Perla, Izzo MayWay Pompei, LSM Leva sind typische Vertreter dieser Gattung. Ein typischer Kesseldruck liegt zwischen 0,8 und 1,5 bar, die Temperatur liegt damit zwischen 115 und 125°C. Die Brühgruppe übernimmt die Aufgabe, das Wasser auf die angestrebten 92°C abzukühlen. Je nach Kesseltemperatur muss die Brühgruppe dem Brühwasser also bis zu 33°C entziehen.  
 
Astoria Perla, Izzo MayWay Pompei, LSM Leva sind typische Vertreter dieser Gattung. Ein typischer Kesseldruck liegt zwischen 0,8 und 1,5 bar, die Temperatur liegt damit zwischen 115 und 125°C. Die Brühgruppe übernimmt die Aufgabe, das Wasser auf die angestrebten 92°C abzukühlen. Je nach Kesseltemperatur muss die Brühgruppe dem Brühwasser also bis zu 33°C entziehen.  
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Überhitzung bei laufenden Bezügen kann ein Nachteil dieser Baurt sein. Insbesondere sind Haushaltsmaschninen mit kleinen Brühgruppen betroffen. Bei Gastronomiemaschinen braucht es aber schon einige Portionen Espresso a 50g in kurzer Zeit, um eine Brühgruppe mit großer Oberfläche und ca. 10kg Gewicht nachhaltig aufzuheizen, denn die Wäremabgabe durch Konvektion und insbesondere Strahlung nimmt mit steigender Temperatur der Gruppe stark zu. Das Problem entschärft sich weiter, wenn man mehrere Gruppen im Wechsel nutzen und der einzelnen Gruppe so mehr Zeit zum Abkühlen geben kann. Bei Dauerbetrieb und nur einer Gruppe hilft eine Absenkung des Kesseldrucks.
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Überhitzung bei laufenden Bezügen kann ein Nachteil dieser Bauart sein. Insbesondere sind Haushaltsmaschninen mit kleinen Brühgruppen betroffen. Bei Gastronomiemaschinen braucht es aber schon einige Portionen Espresso a 50g in kurzer Zeit, um eine Brühgruppe mit großer Oberfläche und ca. 10kg Gewicht nachhaltig aufzuheizen, denn die Wäremabgabe durch Konvektion und insbesondere Strahlung nimmt mit steigender Temperatur der Gruppe stark zu. Das Problem entschärft sich weiter, wenn man mehrere Gruppen im Wechsel nutzen und der einzelnen Gruppe so mehr Zeit zum Abkühlen geben kann. Bei Dauerbetrieb und nur einer Gruppe hilft eine Absenkung des Kesseldrucks.
 
      
== Besondere Konstruktionen ==
 
== Besondere Konstruktionen ==
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Der Barista muss dafür sorgen, dass er gerade soviel Druck auf den Hebel gibt, dass in der Brühkammer möglichst konstant ein Druck von 9 bar anliegt.
 
Der Barista muss dafür sorgen, dass er gerade soviel Druck auf den Hebel gibt, dass in der Brühkammer möglichst konstant ein Druck von 9 bar anliegt.
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Vertreter dieser Bauart sind [[Pavoni]], [[Poccino, Arte di|Poccino]] oder auch die [[Olympia_Cremina]].  
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Vertreter dieser Bauart sind [[La Pavoni]], [[Poccino, Arte di|Poccino]] oder auch die [[Olympia_Cremina]].  
    
Durch ihre kleinen Brühgruppen können sie nur für die ersten Bezüge das Kesselwasser auf Brühtemperatur abkühlen.  Nach ein paar Bezügen hat sich die Gruppe soweit aufgeheizt, dass beim Bezug der Kaffee verbrennt und ungenießbar bitter wird. Man kann der Überhitzung begrenzt entgegenwirken, indem man nach jedem Bezug den Siebträger auskühlen lässt oder mittels kaltem Wasser abkühlt.
 
Durch ihre kleinen Brühgruppen können sie nur für die ersten Bezüge das Kesselwasser auf Brühtemperatur abkühlen.  Nach ein paar Bezügen hat sich die Gruppe soweit aufgeheizt, dass beim Bezug der Kaffee verbrennt und ungenießbar bitter wird. Man kann der Überhitzung begrenzt entgegenwirken, indem man nach jedem Bezug den Siebträger auskühlen lässt oder mittels kaltem Wasser abkühlt.
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==== Druckloser Kessel ====
 
==== Druckloser Kessel ====
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Völlig ohne Überhitzungsproblematik ist die Konstruktion des offenen Kessels. Diese Bauart wurde vor allem bei Haushaltsmaschinen der 1960er und 1970er Jahre verwendet. Bekannte Vertreter sind [[FE-AR_La_Peppina|La Peppina]], [[Mini Gaggia]] und [[Arin]]. In einem offenen hochgelegenen Kessel wird Wasser zum Kochen gebracht. Durch vollständiges Drücken des Hebels wird das Einlassventil durch den Kolben geöffnet und Brühwasser fließt unter Schwerkraft in die Brühkammer. Dabei wird die Feder vorgespannt. Beim Loslassen des Hebels wird der Espresso extrahiert.  
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Völlig ohne Überhitzungsproblematik ist die Konstruktion des offenen Kessels. Diese Bauart wurde vor allem bei Haushaltsmaschinen der 1960er und 1970er Jahre verwendet. Bekannte Vertreter sind [[FE-AR_La_Peppina|La Peppina]], [[Mini Gaggia]] und [[Arin]]. Es gibt auch einen aktuellen Vertreter dieser Bauart, die [https://www.kaffee-netz.de/threads/strietmann-single-shot-hh-es-2-made-in-nl.66892/ Strietmann Single Shot].
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In einem offenen hochgelegenen Kessel wird Wasser zum Kochen gebracht. Durch vollständiges Drücken des Hebels wird das Einlassventil durch den Kolben geöffnet und Brühwasser fließt unter Schwerkraft in die Brühkammer. Dabei wird die Feder vorgespannt. Beim Loslassen des Hebels wird der Espresso extrahiert.  
    
Wegen des druckfreien Kessels muss die kleine Brühgruppe das Wasser nicht wesentlich abkühlen und überhitzt nicht. Ohne Kesseldruck besteht natürlich keine Möglichekeit, Milch aufschäumen.
 
Wegen des druckfreien Kessels muss die kleine Brühgruppe das Wasser nicht wesentlich abkühlen und überhitzt nicht. Ohne Kesseldruck besteht natürlich keine Möglichekeit, Milch aufschäumen.
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