Handmühlen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus KaffeeWiki - die Wissensdatenbank rund um Espresso, Espressomaschinen und Kaffee
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 174: Zeile 174:
 
Zum Abschluss noch mal die beiden Testsieger:
 
Zum Abschluss noch mal die beiden Testsieger:
 
[[Bild:08_gest_zass.jpg|thumb]]
 
[[Bild:08_gest_zass.jpg|thumb]]
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
  
  

Version vom 4. November 2008, 12:21 Uhr

Achtung, dieser Artikel ist nicht vollständig, er erhebt keinen Anspruch auf Korrektheit und ist noch im Aufbau. Eine Fülle weiterer Informationen findet sich im Kaffeenetz


Ratgeber gebrauchte Handmühlen

Grundbetrachtungen

Ob eine Handmühle Espressofein mahlen kann oder nicht, weiß man erst, wenn man die Mühle in den Händen hält und ausprobiert. Ich habe auch mit Kaffeemühlen schon sehr leckeren 25-Sekunden-Espresso gezaubert. Davon abgesehen heißt fein noch nicht homogen, was ebenfalls von kriegsentscheidender Bedeutung ist. Wenn man mal voraussetzt, dass das Mahlwerk einstellbar sein muss, so bestimmen 2 Fragen die Tauglichkeit maßgeblich:

1. Ist das Mahlwerk verschlissen?

2. Hat das Mahlwerk / die Achse Spiel?

Frage eins lässt sich nicht durch in-Augenscheinnahme endgültig beantworten. Der entscheidende Teil des Mahlwerkes ist unten, im unzugänglichen Bauch der Mühle. Von oben sieht man nichts Wesentliches. Ob das Mahlwerk wirklich taugt, stellt sich erst beim intensiven Ausprobieren zuhause an der Espressomaschine heraus. Meine Erfahrung: Es taugt viel öfter, als man annimmt. Aber den ein oder anderen Fehlkauf muss man einkalkulieren. Pauschal gesagt bekommt man für 50 Euro etwa zwei bis zehn gebrauchte Mühlen. Da sollte dann schon mindestens eine richtig Gute dabei sein. Prinzipiell espressofein mahlen können die sogenannten Mokkamühlen. Espressofein heißt aber nicht automatisch Espressoqualität – bitte weiterlesen! Frage zwei offenbart eine gewisse Tücke: Wenn die Achse Spiel hat, so wird durch den Zug des Bedieners an der Kurbel ein Kippmoment auf das Mahlwerk ausgeübt. Dadurch steht der Mahlkonus niemals exakt zentriert im Mahlkranz, sondern er wackelt beim Kurbeln immer hin und her. Übertrieben ausgedrückt produziert das Mahlwerk an einer Flanke Staub, an der anderen Grieß. Mühlen, bei denen die Achse deutliches Spiel hat, produzieren bauartbedingt inhomogenes Mahlgut. Das Gleiche gilt für Mühlen mit eierndem oder minimal schief eingebautem Mahlwerk. Solche Mühlen mahlen zwar oft mühelos so fein, dass man eine Espressomaschine abwürgt. Das Mahlgut ist aber dennoch nicht wirklich geeignet, da es keine saubere, gleichmäßige Extraktion ermöglicht.

Sind diese beiden Fragen zur Zufriedenheit geklärt, geht es um die Handhabung. Hier spielen folgende Punkte eine wichtige Rolle:

3. Ist der Mahlgrad stufenlos einstellbar – und wenn ja:

4. Behält die Mühle den eingestellten Mahlgrad dauerhaft bei, oder neigt sie zur Selbstverstellung?

5. Landet das Mahlgut sauber in der Schublade, oder verteilt es sich im Mühleninneren?

6. Hat das Mahlwerk Probleme mit großen oder öligen Bohnen?

7. Das Wichtigste zuletzt: Wie schmeckt es denn?


Zu 3.: wenn der Mahlgrad nicht stufenlos verstellbar ist, so kann man die Haltefeder oft entfernen und durch eine Kontermutter ersetzen. Somit hat man Punkt 4 auch schon gelöst.

Zu 4.: Wenn sich der Mahlgrad von alleine verstellt, lässt sich evtl. durch eine Kontermutter auf der Achse Abhilfe schaffen. Wenn nicht, ist die Mühle ein dauerhaftes Ärgernis.

Zu 5.: Das Problem des Herumsauens haben vor allem kleine, schmale Mühlen. Das Mahlwerk ist dann bauartbedingt zu breit für die Schublade. Einfache Abhilfe existiert nicht. Da man jedesmal beim Herausziehen der Schublade eine Ladung Kaffeemehl auf dem Schoß hat, ist man es irgendwann leid.

Zu 6.: Dieses Problem tritt eher selten auf, eine Abhilfe ist nicht möglich. Man bemerkt es daran, dass die Mühle mitten im Mahlvorgang plötzlich mehrere Umdrehungen freidreht. Auf die Qualität des Mahlgutes hat es keinen Einfluss; aber die Möglichkeit, die gemahlene Kaffeemenge durch Mitzählen der Umdrehungen zu bestimmen bzw. konstant zu halten, entfällt. Ein tolerierbares Problem, wie ich meine.

Zu 7.: Ich möchte natürlich keine Lawine der Entrüstung lostreten. Ich sage es mal so: Der Moment der Erkenntnis, dass eine 2000 – Euro – HighEnd - Gastromühle doch besser schmeckenden Espresso produziert als eine gut erhaltene 5 –Euro – Handmühle, dieser Moment steht mir noch bevor. Vielleicht kommt er nie. Hin und wieder meine ich fast, die Kleinen seien sogar geschmacklich leicht im Vorteil. 100%ig sicher bin ich aber nicht. Dazu ist mein Erfahrungshorizont auch zu klein.


Detaillierte Betrachtungen

Die im Folgenden besprochenen Mühlen sollten dem wachsamen Auge regelmäßig begegnen und bezahlbar sein. Natürlich gäbe es noch weitere namhafte Hersteller wie Dienes, Peugot, Geska u.s.w.. Mein Mühlen-Tick ist noch nicht umfassend – aber was nicht ist …

GESTO MOKKAMÜHLE

Um es kurz zu machen: Von allen meinen Mühlen ist diese die Beste! Qualitativ hochwertiges Stahlmahlwerk, Mahlgrad stufenlos verstell- und per Kontermutter fixierbar, Achse kugelgelagert(!), Mahlmenge und Kurbelumdrehungen korrelieren reproduzierbar genau, Schublade breit genug, Mahlgut einwandfrei homogen – was will man mehr?! Leider ist die Mühle kaum noch unter 20.- Euro zu bekommen, und ich habe für diesen Preis auch schon verschlissenen Schrott gekauft.

GESTO JUNIOR

Schöner (und noch teurer) als ihre hausbackene Schwester, aber auch etwas nervig: Die Schublade ist zu klein und saut mächtig rum, das (völlig andere) Mahlwerk zieht große oder ölige Bohnen schlecht ein, ab 15-17 Gramm Bohnen geht die Einfüllklappe nicht mehr zu. Das Mahlgut hingegen ist tadellos, und in punkto Mahlgeschwindigkeit kann dieser Mühle keine das Wasser reichen: Ein Doppio ist locker in weniger als 1 Minute durch. Die große Gesto knödelt etwa doppelt, die Zass sogar ca. dreimal so lange.

LEINBROCKS IDEAL

Ein guter Einstieg, wenn man die Investitionen gering halten möchte. Die Mühle ist meist deutlich unter 10.- Euro zu haben – viel mehr ist sie allerdings auch nicht wert. Stärke und Schwachpunkt zugleich ist der dicke Metallbügel, der die Achse schön stramm führt und dadurch zum ausgezeichneten Mahlgut beiträgt. Leider wird dieser Bügel bei intensiver täglicher Nutzung irgendwann locker (oder er ist es schon beim Kauf) – dann kann man die Mühle nur noch zum Betrachten auf den Kaminsims stellen. Auch die sehr grob gestufte Verstellung ist im unmodifizierten Zustand keine konkurrenzfähige Lösung. Mit etwas Glück liegt die Durchlaufzeit auf der feinsten Stufe bei rund 20 Sekunden – was zumindest fürs erste jeden „Gran-Crema“-Siebträger überflüssig macht. Feder entfernen und durch eine Kontermutter ersetzen sollte noch genauere Einstellung ermöglichen. Unabhängig von den genannten Schwächen kann man mit einer gut erhaltenen Leinbrocks einige Monate hervorragenden Espresso genießen, bevor sie in die Knie geht. Und das oft tatsächlich schon für 3-2-1- nur einen Euro.

ZASSENHAUS MOKKA (NR. 495)

Bei einer Handmühlenbesprechung gehört der Name Zassenhaus natürlich unweigerlich dazu. Unabhängig davon, dass man über die heutzutage neu zu erwerbenden Mühlen gelegentlich Unerfreuliches liest, hört und sieht, genießen die Modelle der Vor-Insolvenz-Zeit einen ausgezeichneten Ruf. Die Preise für die einzelnen Ausführungen variieren stark und erreichen bei schönen, sehr gut erhaltenen Schätzen bisweilen fast Neupreis-Niveau. Wenn man dann ein abgenutztes Mahlwerk erwischt, ist das natürlich reichlich ärgerlich. Abgesehen davon bürgte der Name Robert Zassenhaus wohl einstmals tatsächlich für hervorragende Qualität. Das Mahlgut ist dank geringen Spiels der Achse top (und von einer Zassenhaus-eigenen Fluffigkeit), durchdachte Details wie der hölzerne Anti-Krümel-Rahmen über der Schublade machen die Handhabung alltagstauglich, und darüber hinaus ist beim hier besprochenen Modell Mokka, welches recht häufig anzutreffen ist, auch der Preis mit meist unter 15.- Euro ganz in Ordnung. Eine gut erhaltene Zass markiert, wie die Gesto, das Machbare im Bereich Handmühlen.

TRÖSSER MESSING-MOKKAMÜHLE

Diese „orientalischen“ Mühlen werden unter den verschiedensten Namen und Herstellern recht häufig angeboten und sind teilweise angeblich über hundert Jahre alt. Die Mahlwerke von Trösser genießen eigentlich einen guten Ruf, den sie bei diesem Modell aber bauartbedingt nicht ausspielen können. Zum Einen hat die Kurbel durch das große Loch im Deckel zuviel Spiel, zum Anderen ist das Mahlwerk nur an zwei Schrauben befestigt. Mir ist keine Möglichkeit eingefallen, wie man den Mahlkranz halbwegs exakt ausrichten (und dauerhaft fixieren) könnte– man sieht nicht mal ob er schief sitzt. Das Mahlgut ist dann zwar bei Bedarf staubfein, aber leider auch viel zu inhomogen. Dieses Problem verschlimmert sich noch, wenn man die Mühle Richtung grob verstellt. Wegen der ungenauen Montage ist das Mahlwerk sowieso entweder schon beim Kauf hinüber oder bald verschlissen. Diese Mühlen sind reine Mokkamühlen und für Espresso nicht erste (und nicht zweite) Wahl.

Erläuternde Bilderserie

Gruppenbild. Vlnr: Gesto, Gesto Junior, Zass, Leinbrocks, vorne liegend Trösser

01 gruppenbild.jpg








Drei unterschiedliche Lösungen, den Mahlgrad zu verstellen (und zu sichern). Am einfachsten macht es die Zass, die Trösser hat die Schraube durch eine zwischengeschaltete Kugel vom Mahlwerk klug entkoppelt, die Gesto ist brauchbar, in dieser Riege aber etwas umständlich.

02 mahlgrad.jpg








Hier die grob gerasterte Verstellung der Leinbrocks, typisch für viele reine Kaffeemühlen:

03 leinbrocks.jpg








Wenn man bei der Gesto den Einstellring hochdreht, kann man das Kugellager sehen. Ich könnte mich stundenlang über so ein Detail freuen!

04 kula.jpg








Die berüchtigte Zasselmaus beknabbert im Alter gern die Beschichtung des Eingangs zum Zassenhaus. Das bröselt dann und landet ärgerlicherweise im Mahlgut.

06 broesel.jpg









Eigentlich haben Messingmühlen auch einige Vorteile. Z.B. das überaus einfache Umfüllen in den Siebträger:

07 messing.jpg









Zum Abschluss noch mal die beiden Testsieger:

08 gest zass.jpg









Dieser Beitrag soll einige erste Hinweise geben, worauf es beim Handmühlenkauf ankommt. Gebrauchte Mühlen gibt es übrigens nicht nur bei ebay, sondern auch bei so ziemlich jedem Trödler (bzw. auf dem Flohmarkt). Man kann also durchaus vor Ort mit geschärftem Blick und mitgebrachten Bohnen einen guten ersten Eindruck bekommen, ohne unnötig Geld auszugeben. Inhomogenes Mahlgut entlarvt sich, indem man es zwischen den Fingern zerreibt: Wenn hier einzelne deutlich zu große Krümel das „Reibegefühl“ stören, lässt man die Brieftasche besser stecken. Ebenso bei wackelnder Achse oder Rost am Mahlwerk.