Kaffeekrise

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Als Kaffeekrise bezeichnet man den dramatischen Verfall der Kaffee-Weltmarktpreise ab ca. 2001 und die sich daraus ergebenden Folgen für Kaffeeproduzenten auf der ganzen Welt.

Ursachen

Lange wurde der Kaffee-Weltmarkt durch ein internationales Abkommen zwischen Produzenten- und Konsumentenländern reguliert. Für jedes kaffeeproduzierende Land wurden Quoten festgelegt, um eine Überproduktion und damit einen Preisverfall zu vermeiden.

Während des Kalten Krieges hatten die USA das internationale Kaffeeabkommen unterstützt, um zu verhindern, dass sich verarmte und unzufriedene Kaffeebauern kommunistischen Bewegungen anschließen. Nach dem Ende des Kalten Krieges verlor das Kaffeeabkommen jedoch diesen Nutzen, sodass die USA (als größtes Konsumland) daraus austraten. Bereits zuvor war das Abkommen durch heftige Feilschereien um die Quotenverteilung geschwächt. 1989 wurde es schließlich suspendiert. Jedes Land durfte nun beliebig viel Kaffee produzieren und exportieren.

Bis in die 1990er Jahre waren Brasilien, Kolumbien und Indonesien die mit Abstand größten Kaffeeproduktionsländer. Dann begann die Weltbank, den Kaffeeanbau v.a. in Vietnam zu fördern. Mit den Erlösen aus dem Kaffeeexport sollte das südostasiatische Land seine Auslandsschulden begleichen. Teilweise wurden Regenwälder gerodet und Ureinwohner vertrieben, um Kaffeeplantagen anzulegen. Vietnam, zuvor auf dem Kaffeemarkt unbedeutend, stieg rasch zum zweitgrößten Kaffeeproduzenten hinter Brasilien auf. Auch in anderen Ländern wurde der Kaffeeanbau ausgeweitet.

Dies führte zu einer Überproduktion -es wurde mehr Kaffee produziert als verbraucht. Ab 2001 brach deshalb der Kaffee-Weltmarktpreis zusammen.

Folgen

Für die ca. 25 Mio. Menschen vorwiegend in Entwicklungsländern, die von der Kaffeeproduktion leben, hatte dies weitreichende Folgen. Kaffee anbauende Kleinbauern verelendeten, Landarbeiter verloren ihre Beschäftigung.

Einige Beispiele für die konkreten Folgen:

  • In den traditionellen Kaffeeanbaugebieten Kenias sanken die Schulbesuchsraten, wohingegen die Kinderarbeit auf den Plantagen zunahm; die Kaffeebauern konnten das Schulgeld nicht mehr aufbringen.
  • Allein in Mittelamerika verloren 200'000 Landarbeiter ihre Arbeit.
  • In Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees, kam es 2003 zu einer Hungerkrise, die in klarem Zusammenhang mit der Kaffeekrise und der darauffolgenden Verelendung der Kaffeebauern stand.

Lösungsansätze

Unterdessen (2006) hat sich die Lage auf dem Kaffee-Weltmarkt etwas beruhigt, die Preise sind wieder gestiegen. Dies liegt einerseits daran, dass die Nachfrage nach Kaffee insbesondere in Schwellenländern wie China zunimmt, andererseits an einer Reduktion des Angebots.

Manche Kaffeebauern sind auf den Anbau anderer, lukrativerer Produkte wie Koka oder (in Ostafrika) das Rauschmittel Qat umgestiegen. Andere verhungerten oder wanderten in die Elendsviertel der Städte ab. All dies führte zu einer Verringerung der Überproduktion, es ist jedoch fraglich, ob dies als "Lösung" im eigentlichen Sinne bezeichnet werden kann. Es steht zu befürchten, dass bei steigenden Preisen neue Produzenten und v.a. Plantagen in den Kaffeeanbau einsteigen und eine erneute Überproduktion verursachen werden.

Der "Faire Handel" versucht Kaffee-Kleinbauern zu unterstützen, indem er ihnen unabhängig von den Schwankungen der Weltmarktpreise existenzsichernde Mindestpreise garantiert.